Am Vorabend des Ersten Weltkrieges zählte Österreich-Ungarn zu den Agrarexporteuren. Dieses Faktum nährte die naive Hoffnung, dass Militär und Zivilbevölkerung auch während eines längeren Krieges ausreichend versorgt werden könnten. Schon unmittelbar nach Kriegsbeginn traten jedoch Versorgungsprobleme auf. Sinkende Erträge aus der Landwirtschaft (fehlende Arbeitskräfte) und stark rückläufige Zufuhren aus der ungarischen Reichshälfte hatten dramatische Folgen. Vor allem die städtischen Unterschichten litten spätestens ab 1916 an Hunger. Mangelerkrankungen traten gehäuft auf und Tuberkulose-Erkrankungen nahmen rapide zu. Abseits der Gefallenen und Vermissten waren es daher auch erhebliche Teile der Zivilbevölkerung, die zu den Opfern des Weltkrieges zählten. Besonders betroffen waren junge Frauen und Kinder. Der Weltkrieg beschleunigte zudem den langfristigen Geburtenrückgang. Demografisch hatte das Österreich der Zwischenkriegszeit mit der späten Monarchie nur mehr wenig gemein. Andreas Weigl leitete das Ludwig Boltzmann Institut für Stadtgeschichtsschreibung und ist heute Abteilungsleiter im Wiener Stadt- und Landesarchiv.
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