García Lorcas BLUTHOCHZEIT spielt in einem staubigen, abgelegenen Landstrich im Süden Spaniens zu einer Zeit, in der archaische Tradition und der Beginn der Moderne aufeinanderstoßen. Überkommene Lebensformen werden weitergelebt, doch unter der Oberfläche der Konventionen brodelt Rebellion. Die Hochzeit des jungen Brautpaars steht von vornherein unter einem bösen Stern. Die Vergangenheit, die mit der Gegenwart kollidiert, wird zum Entwicklungsmotor der Tragödie. Die Braut hat bereits eine Beziehung hinter sich, doch ihr Geliebter, Leonardo Felix, der aus einer armen Familie stammt, war von den Eltern der Braut zurückgewiesen worden. Nun feiert
sie Hochzeit mit einem naiven, aber wohlhabenden jungen Mann, dem einzigen männlichen Nachkommen eines von den Felix ausgelöschten Geschlechts, der mit seiner Mutter alleine lebt. Zum Entsetzen aller taucht Leonardo Felix, der abgewiesene, mittlerweile schon verheiratete ehemalige Liebhaber auf der Hochzeitsfeier auf. Er verführt und entführt die Braut, die Hochzeitsgesellschaft verwandelt sich in eine blutrünstige Meute, das unausweichliche Schicksal nimmt seinen Lauf. Die beiden Männer sterben, die Braut wird ihr Leben lang für ihre unerlaubte Leidenschaft büßen. Der andalusische Dichter verwebt in dieser Tragödie Lyrik und Prosa, Allegorie
und harten Realismus, Text und volkstümliche Liedform. Die Tradition der Heimat wird bewahrt, zugleich aber werden die totalitären Ansprüche dieser Tradition auf den Prüfstand gestellt. Sein Engagement für eine freie, gerechte Gesellschaft musste García Lorca teuer bezahlen: 1936 wurde er erschossen und anonym verscharrt.
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