Jüdische Räume im Spannungsfeld von Territorium und Reichskreis
Eine Veranstaltung des Vorarlberger Landesmuseumsvereins
1617 versuchte Graf Kaspar von Hohenems in seiner Reichsgrafschaft eine jüdische Gemeinde anzusiedeln. Er wurde dabei – nach gängiger Ansicht – vornehmlich durch fiskalische und wirtschaftliche Überlegungen geleitet. Obwohl er Zuwanderungswilligen in einem Schutzbrief günstige Konditionen in Aussicht stellte, kam es erst mit einiger Verzögerung zur Bildung einer jüdischen Gemeinde. Die durch den Schutzbrief gewährten Freiheiten wurden von seinen Nachfolgern zunehmend eingeschränkt, schließlich wurden die Juden zweimal aus Hohenems vertrieben. Dennoch hatte die Gemeinde letztlich über das Ende des Alten Reiches hinaus Bestand.
In diesem Vortrag sollen zunächst die Hintergründe und Rahmenbedingungen der Ansiedlung von Juden in der Reichsgrafschaft Hohenems beleuchtet werden. Es wird versucht, die „Möglichkeiten und Grenzen einer Koexistenz“ (Rolf Kießling) von Juden und Christen in einer Gemeinde auszuloten. Weiter wird der Blick auf die Netzwerke der Hohenemser Juden gelenkt. Dabei wird auch die Frage thematisiert, ob es zur Bildung spezifischer jüdischer Räume in der Region wie auch im Territorium gekommen ist.
Schließlich soll noch danach gefragt werden, inwiefern die Zugehörigkeit der Reichsgrafschaft zum Schwäbischen Reichskreis für die Ansiedlung und die späteren Lebensbedingungen der Juden in Hohenems von Bedeutung war.
Wolfgang Scheffknecht, Historiker, Leiter des Gemeindearchivs Lustenau, Lehrer an der Pädagogischen Hochschule Feldkirch.
Vortragssaal
Eintritt frei